Aus  der  Zahn-  und  Kieferklinik  der  Universität  Freiburg  i.  Br.

Direktor:  Prof.  Dr.  H.  Rehm

Spannungsoptische Untersuchungen zur Statik des Alveolarfortsatzes

I n a u g u r a l  -  D i s s e r t a t i o n

zur Erlangung der zahnmedizinischen Doktorwürde

einer  Hohen  Medizinischen Fakultät

der

Albert  -  Ludwigs  -  Universität

zu  Freiburg  i.  Br.

 

vorgelegt

von

Jürgen  Grönewald

aus  Berlin

 

1967

 

Ergebnis dieser Arbeit und Folgerungen:

Es wird die gängige Meinung widerlegt, unmittelbarer Druck belasteter Zähne auf die anliegende Knochensubstanz sei Ursache für Knochenabbau.

Nachgewiesen wird, wie Knochenabbau sowohl durch "intraossäre" Spannungen (Druckatrophie) wie durch Drucklosigkeit (Inaktivitätsatrophie) zu erklären ist.

Spannungsoptik ist ein in der Technik bewährtes Verfahren, innerhalb belasteter Körper Zug- und Druckspannungen darzustellen und zu messen durch Versuche mit monochromatischem, polarisiertem Licht.

Die spannungsoptischen Untersuchungen des unter den verschiedensten Bedingungen belasteten Alveolarfortsatzes zeigt, daß man bei der Beurteilung der Beanspruchung des Knochens zwischen innerer und äußerer Beanspruchung unterscheiden muß.

Der den belasteten Zahn umschließende Knochen wird, obwohl die Fasern des Zahnhalteapparates, des Desmodontes daran ziehen, im Innern vorwiegend auf Druck beansprucht. Diese Druckspannungen entstehen einmal durch Stauchung der Alveolarsepten in Längsrichtung, zum anderen durch Biegung derselben zum belasteten Zahn hin. Die Druckspannungen verlaufen parallel zur Wurzeloberfläche und nehmen von marginal nach apikal kontinuierlich zu. Unter dem Apex bilden sie einen typischen Druckkegel.

Die Spannungsverteilung im Alveolarfortsatz wird durch den Aufhängeapparat des Zahnes entscheidend bestimmt: Bei Belastung durch eingekeilte Wurzeln ändern sich die inneren Spannungen grundsätzlich.

Zwischen zwei belasteten Zähnen kommt es zu einer typischen Stauchung des Interdentalseptums. Dabei sind auch deutliche Zugspannungen nachweisbar. Diese verlaufen senkrecht zu den Druckspannungen und zur Alveolenoberfläche horizontal zwischen den Zähnen und sind wesentlich kleiner als die dazu vertikal verlaufenden Druckspannungen.

Die in der Literatur in diesem Zusammenhang beschriebenen Spongiosazüge in den Interdentalsepten werden allgemein als "Stützbälkchen" bezeichnet. Nach den Untersuchungen und den Ergebnissen dieser Doktorarbeit sollten sie aber, den wahren Spannungsverhältnissen entsprechend, "Spannbälkchen" genannt werden.

Die durch Belastung nur eines Zahnes ausgelösten Spannungen wirken sich nicht nur in dessen unmittelbarer Umgebung aus, sie setzen sich in die Alveolen und die Interdentalsepten der unbelasteten Nachbarzähne fort.

Das gesamte System, bestehend aus "Zahn-Periodontal-Fasern - Alveolarkompakta - Spannbälkchen" verkörpert demnach ein Zuggurtungsprinzip.

Insgesamt bildet der Alveolarfortsatz des Kieferknochens ein selbständiges statisch funktionelles System, was auch den klinischen Befunden entspricht (Nichtanlage bei Anodontie, Rückbau nach Zahnverlust).

 
Ihre Meinung interessiert mich
j.groenewald@t-online.de
 

Mit dem folgenden "Link" erreichen Sie den Originaltext der Doktorarbeit aus 1967, die einen Umfang von 135 Textseiten bzw. 7.602 KB hat:

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